Zum Abschied,
MAMA!
Unsere
Mama, Schwiegermutter, Oma und Urgroßmutter, Frau
Hilda
Scheiner,
wurde
als erstes Kind der Landwirte Josef und der Josefa Eisenhut, Sepp und Bepi, wohnhaft in Hagendorf 55, am Samstag, den 21. Februar
1025 geboren. 1927 wurde ihr Bruder Josef und 1931 ihre Schwester Magdalena
geboren. Hagendorf ist ein kleines Dorf im Weinviertel mit ungefähr 234
Einwohnern, das nur 8,3 km von der Grenzstadt Laa an
der Thaya, aber 51 km von Wien entfernt ist.
Ihr
Leben war, so wie das Leben aller in dieser Zeit geborenen Menschen, vom 2.
Weltkrieg geprägt.
Sie
war 13 Jahre alt, als der Krieg 1938 begann und 20, als er endete. Hilda
träumte davon, Lehrerin zu werden. Ihre Mutter beschied ihr, dass dies nicht
ginge, da die Landwirtschaft, die ihre Eltern betrieben, klein-Hilda zum
Arbeiten brauche. Die Schulkinder durften im Herbst nicht in die Schule gehen,
sondern mussten bei der Ernte helfen.
Ihr
Vater Josef Eisenhut, geboren 1897 war ein glühender Österreicher, der im Dorf
an der Grenze über viele Jahre das Amt des Vizebürgermeisters ausübte.
Hilda
konnte spannende Geschichten erzählen, was sie mit Begeisterung tat. So
erzählte sie, dass ihr Vater in den Wirren der Vorkriegszeit nach Wien gefahren
war, um im Kanzleramt nachzufragen, was mit Österreich passieren würde. Nach
der Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß
übernahm Kurt Schuschnigg bis 11. März 1938 die Regierungsgeschäfte. Dieser warnte
die österreichischen Nationalsozialisten in seiner dramatischen Rede am 24.
Februar 1938. „Bis [. . .] Bis in den Tod! Rot-Weiß-Rot! Österreich!“ Ihr Vater
glaubte „an dieses Österreich bis in den Tod“.
Doch
es kam anders. Vom 12. März an übernahmen Wehrmacht-, SS- und Polizeieinheiten
das Kommando. Ihr Vater blieb Vizebürgermeister. Seit Ausrufung
der Republik Österreich am 27. April 1945 existiert Österreich wieder als
eigenständige demokratische Republik. Josef Eisenhut blieb Vizebürgermeister. Auch unter der
Besatzungsmacht der Russen übernahm er seine Verantwortung.
Hilda
war sehr gesellig und liebte das Tanzen. Ab 1945 fanden wieder Kirchtage statt,
die sie sehr genoss, vor allem, da sie zu diesem Anlass ein neues Kleid bekam.
1953
lernte sie den erstgeborenen Landwirtssohn Martin Scheiner
aus Hörersdorf kennen, den sie ehelichte und auf
seinen Hof in Hörersdorf zog. Pünktlich kam 1954 das
erste Kind, Martin. 1955 wurde Tochter Hilda geboren.
1958
hat Mutter einen schweren Motorradunfall, der fast tödlich geendet hätte. Sie
überlebte ein Aneurysma im Gehirn, das rechtzeitig im Krankenhaus Wien operiert
werden konnte. Fortan sollte sie aber oft Schmerzen haben, die sie mit Aspro unterdrückte.
Dennoch
kam 1959 Tocher Bernadette auf die Welt, 1962 wurde
Sohn Josef geboren; und 1970 wurde der unverwüstlichen Hilda und dem Martin Scheiner Sohn Siegfried geboren.
Unsere
Mutter war sehr fleißig und liebte es, auf den Feldern zu arbeiten. Wir Kinder
waren natürlich bei allen landwirtschaftlichen Aktivitäten dabei; wir hatten
Rinder, Milchkühe, Schweine, Hühner und Truthähne, und Äcker, auf denen Weizen,
Roggen, Gerste, Hafer, aber auch Kartoffel und Klee angebaut wurde. In unserem
Kalender waren nicht unsere Geburtstage eingetragen, sondern die
voraussichtliche Geburt der Schweinchen. Vaters Stolz waren die Weingärten, da
er den „reschen Brünnerstraßler“ mit Erfolg kelterte
und auch genoss.
Hilda
macht als erste Frau Hörersdorfs den Führerschein und
kutschierte ihre Freundinnen überall hin, wo der Rauch aufging.
Hilda
lernte aus ihrem Schicksal und ermöglichte allen Kindern eine gute
Berufsausbildung. Martin bekam einen Job in der Bezirkshauptmannschaft und
wurde, wie es die Tradition vorsah, Gemeinde- und Stadtrat. Hilda erfüllte
Mamas Herzenswunsch und wurde Lehrerin, Lehrerbildnerin, Professorin.
Bernadette arbeitet erfolgreich im ÖVP-Bezirksparteisekretariat. Josef übernahm
den elterlichen Betrieb, arbeitet aber hauptberuflich bei der Post. Siegfried
arbeitet als erster Scheiner bei den Österreichischen
Bundesbahnen.
Hilda
Scheiner war seit 1997 Witwe und führte den Hof bis
zu ihrem 75. Lebensjahr. Sie wird uns mit ihrem Humor, ihrer Gastfreundschaft
und ihrem unermüdlichen Geben fehlen.
Mama,
pfiat Di (behüte Dich Gott), bis zum Wiedersehen in
Deiner Welt!
Martin
und Käthe, Hilda, Bernadette, Josef und Karin, Siegfried und Maria!
Philipp, Philipp, Carmen, Elmar, Alexander, Johanna,
Anita, Rainer, Julia, Sophie und Urenkel Leonhard.
Klagenfurt,
23.03.17